Ordner

Warum Din A5?

Seit über zehn Jahren arbeite ich nun größtenteils im Format Din A5 oder in einer Größe, die diesem ungefähr entspricht. In Fragen der exakten Dimensionierung bin ich allerdings nicht sehr dogmatisch, auch wenn ich die Arbeit des Deutschen Institus für Normung grundsätzlich sehr zu schätzen weiß. Allerhöchste Zeit also, einige Worte darüber zu verlieren.

Weniger gebräuchlich als Din A4, dennoch allzeit verfügbar und vor allem von handlicher Größe taucht Din A5 zumindest im westeuropäischen Alltag vor allem als Format von Vokabelheften und größeren Taschenkalendern und Notizheften auf. Für mich ist das Format im Laufe der Zeit zum Dreh- und Angelpunkt meines künstlerischen Schaffens geworden.

Es begegnete mir während meiner Arbeit zunächst als Träger meiner Notizen und Skizzen. Später fasste ich, aus einer heiteren Stimmung heraus den Plan, in der Wohnung einer Freundin spontan eine vollwertige Vernissage zu veranstalten und produzierte in kurzer Zeit einige Arbeiten in diesem Format. Es entstanden die ersten Nummern der bis zum heutigen Tage fortgesetzten Serie. Zeitgleich arbeitete ich damals allerdings auch noch an raumgreifenden Installationen und lebensgroßen Malereien, merkte aber zunehmend, dass mir die Konzentration auf ein bestimmtes, genormtes Format sehr gefiel und zunehmend überhandnahm. Ich empfand es weniger als Einschränkung, sondern eher als Herausforderung, alles was ich machen wollte, diesem Format unterzuordnen.

Beschränken tue ich mich letztlich nicht: Es entstehen auch immer wieder andere Arbeiten, z.B. Fotografien, Installationen, oder andere Formate, jedoch komme ich immer wieder zum Altbewährten zurück…

Für mich ist das Format auch ein Förderer des unmittelbaren künstlerischen Ausdrucks, welcher mir sehr wichtig ist: Ein Experimentierraum, in dem ich schnell erstellen, aber auch verwerfen kann. Keine Formatfrage mehr, bevor der erste Strich gesetzt wird, es ist problemlos verfügbar und stellt wenig Anforderungen an die Dimensionierung und Einrichtung des Arbeitsplatzes und ist mobil einsetzbar. Außerdem relativiert das Format für mich die Frage nach dem Unterschied zwischen Skizze und »vollwertigem« Werk, welche mir schon lange auf die Nerven gegangen ist. Viel zu oft fand ich die Skizzen anderer Künstler sehr viel spannender als deren bekannte Werke. Und schließlich können meine Arbeiten auf ökonomische Art und Weise gelagert und archiviert werden. Dabei hat das Format auch einen privaten Charakter, der mir sehr angenehm ist: Keine opulente Präsentation, stattdessen lagern die Werke tagebuchartig in Ordnern, nach Nummern geordnet auf einem Regalbrett. Sie werden vor allem herausgeholt, damit ich selbst darin schmökern kann, oder ich Besuchern, auf die Frage, »was ich denn so für Kunst mache«, einen Ordner herausziehe und ihnen in die Hand gebe. Ich bin mit meinen selbstgesteckten Grenzen zufrieden wie Spitzwegs Kakteensammler und versuche darin eine Welt zu entfalten, die in ihrer Vielfältigkeit dem Wirrwarr meiner sonstigen Interessen entspricht. Auf gewisse Weise schaffe ich meine eigenen Sammelobjekte. Wird eines verkauft oder verschenkt, ersetze ich das Original durch eine Kopie.